Im südlichen Teil des Areals des Zentrums St.Francis Boma steht die handwerkliche Berufsschule. Sie ist in afrikanischem Baustil erstellt worden. Die dezenten Farben passen sich gut ins karge Umfeld ein. Sie wurde ab 2010 von KARIBU-Kinderhilfe und den CDNK Sisters geplant und realisiert. Letztere übernahmen die Bauherrschaft, KARIBU-Kinderhilfe die Finanzierung des Baus und die Betriebskosten der ersten Jahre.
Die Schule umfasste bis 2021 drei Berufsausbildungen, nämlich: Schreiner, Näherin/Schneiderin und Koch/Köchin/Hauswirtschaft.
Es sind Berufe, die auch von (leicht) Behinderten ausgeübt werden können.
Die Schreinerei konnte mit guter erhaltenen, leistungsfähigen Maschinen ausgerüstet werden. Sie wurden in der Schweiz gesammelt und mittels Container nach Tansania verfrachtet. Auch viele Werkzeuge wurden uns gratis zur Verfügung gestellt. Wir erhielten auch eine grössere Anzahl von Nähmaschinen für die Schneiderabteilung.
Warum hat KARIBU Kinderhilfe eine Berufsschule realisiert und keine Sekundarschule? Der Grund ist vor allem, dass in Tansania Ausbildung in den Kopffächern betrieben wird. Nach Absolvierung der Sekundarschule hat man keinen Beruf und viele stehen auf der Strasse und suchen Gelegenheitsarbeit. Wir wollten eine solide Handwerkerausbildung vermitteln, die in Tansania sehr gefragt ist. Nach der Ausbildung können die jungen Menschen den Lebensunterhalt für sich und die Familie selbst an die Hand nehmen. Sei es als Selbständig-Erwerbende(r) oder als Fachmann/Fachfrau in einem Handwerkbetrieb oder in einem Hotel. Wir planten vielseitige Werkstätten mit vielen Werkzeugen und Maschinen, damit die praktische Ausbildung nicht zu kurz kommt. Occasionsmaschinen und Werkzeuge sammelten wir in der Schweiz und fanden offene und grosszügige Spender.
Anfangs 2017 war der Stand an Lehrlingen bereits auf 60 angestiegen.
Ein Schlafgebäude für weibliche und eines für männliche Jugendliche ergänzen die Schule. Gegessen wurde bis 2019 noch im Kochbereich oder im Freien. Die Schule platzte aus ihren Nähten, eine Erweiterung ist im Gange. 2022 konnte ein neues Gebäude mit Schulräumen und Werkstätten eröffnet werden. Ein Gebäude mit Mehrzweckraum (Dining Hall) und Küche sowie grosser IT-Übungsraum ist in Planung.
Die Schreinerei wurde erweitert, um Kundenarbeiten ausführen zu können. Bezahlte Arbeiten für Dritte sind wichtig zur Deckung der Betriebskosten. Sie gestalten auch die Aufgaben für den Lehrbetrieb interessanter.
Um ein breiteres Spektrum an Berufen anzubieten, besteht eine Zusammenarbeit mit der Berufsschule Imani. Diese wird seit 2009 ebenfalls von KARIBU-Kinderhilfe unterstützt.
Das Erweiterungsgebäude der Schreinerei dient der Herstellung von Kundenarbeiten, als Bretterlager, sowie der Lagerung von Fertigprodukten.
Dieses Schulhaus konnte im Dezember 2022 mit einer Feier bezogen werden. Es umfasst im Parterre zwei Werkstätten, oben Klassenzimmer. Der weitere Ausbau der Infrastruktur verzögert sich um rund zwei Jahre.
Zugang zum Internet
Wie bei uns findet auch in Tansania ein Grossteil der Kommunikation übers Internet statt. Da der Mobilfunkempfang in Boma sehr schlecht ist, richten wir auf dem Areal der Berufsschule ein eigenes WLAN Netz ein.
Handwerkliche Berufsschule im Zentrum Boma nach der Eröffnung 2013
Fünf Schreinerlehrlinge haben die dreijährige Lehre abgeschlossen. Zwei von ihnen sind von Geburt an HIV-positiv und benötigen dauernd Medikamente. Alle erhalten von uns als Anerkennungsprämie und als berufliche Ausrüstung je ein Werkzeugset. Wir wünschen ihnen einen erfolgreichen Berufsstart. Einer fehlt auf dem Foto.
Die mit zuverlässigen Maschinen ausgestattete Schreinerwerkstatt
Zeitgemässe Praxis-Vermittlung in der Elektro-Abteilung
Schlosser-Lehrer an einem der vier Schweissarbeitsplätze
Lernende im Maurerberuf
Joseph Mbele hat nach der Schlosserlehre einen kleinen Betrieb in Mtacudia aufgebaut. Er beschäftigt drei Arbeiter. Vgl. auch unter
Tab. Projekte "Erfolg im Beruf"
Unser Team vor Ort (von links): Benno Niedermann, Hans Braun, Herbert Bühler, Markus Herzog, Ruedi Beck, Josef Keller und Niklaus Schönenberger
Bei uns in der Schweiz ist das duale Bildungssystem (Lehre in einem Betrieb und parallel dazu Berufsschule) mit theoretischen und praktischen Anteilen zur Berufsbildung schon lange bekannt. Dieses System ermöglicht nach der Ausbildung eine direkte Integration in die Arbeitswelt. In der Berufsbildung des Zentrums St. Francis wurde in den letzten Jahren das duale Bildungssystem sukzessive eingeführt, da die Ausbildung vorher nur aus Theorie bestand. Die Ausbildungsstrukturen wurden optimiert und mittlerweile zeigen auch immer mehr Unternehmen Interesse, die Ausbildungskosten zu übernehmen, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. In der Schweiz sind Schule und Lehrbetrieb getrennt, in Tansania sind sie im gleichen Gebäude.
Unser Helferteam hat für jeden Fachbereich eine eigene Werkstatt (Workshop) eingerichtet und die Lehrkräfte und Werkstattleiter intensiv geschult. Dadurch konnte der praktische Anteil der Ausbildung stark ausgebaut werden. Weiter leisten die einzelnen Workshops verschiedene Arbeiten im Zusammenhang mit dem Unterhalt der Gebäude von Berufsschule und Kinderheim. Die Baumeisterarbeiten für das neue Dormitorium der Jungen wurden durch eine externe Baufirma ausgeführt. Die Schreinerei und Schlosserei haben die Türen und Betten angefertigt, das Elektrikerteam sorgte für Strom und Beleuchtung im ganzen Gebäude.
Werkzeugkunde in der Schlosserei
Teamwork in der Schreinerei
Reparaturarbeiten im Bicycle-Workshop
Theorie und Praxis in der Elektrowerkstatt
Aufgrund der ständig zunehmenden Lehrlingszahlen benötigt unsere Berufsschule dringend ein multifunktionales Mehrzweckgebäude mit einem Speisesaal und einer voll ausgestatteten Küche. Der Bau ist für die Jahre 2025 und 2026 geplant und soll zeitnah realisiert werden.
Unsere Berufsschule folgt dem Berufsbildungssystem Tansanias, welches eine Vollzeitausbildung und die damit verbundene Unterbringung der Lernenden beinhaltet. In den kommenden Jahren werden ständig 100-150 Jugendliche auf dem Campus leben und zukunftsorientierte Handwerksberufe erlernen.
Da die bestehenden Gemeinschaftsräume schon seit einiger Zeit zu klein sind, haben wir die Planung eines neuen Multifunktionsgebäudes auf dem Areal der Berufsschule in Angriff genommen.
Aktuell erarbeiten wir eine Projektstudie, die anschliessend von einem regionalen Architekturbüro weitergeplant und von örtlichen Unternehmern umgesetzt werden soll.
Das geplante Gebäude wird eine zentrale Rolle auf dem Campus unserer Berufsschule einnehmen. Eine moderne, leistungsfähige Küche bietet optimale Voraussetzungen für die Verpflegung von Schülern und Schulpersonal. Der grosszügige Speisesaal, welcher auch als Versammlungs- oder Schulungsraum genutzt werden kann, bietet je nach Bestuhlung bis 200 Personen Platz. Moderne Sanitäranlagen sowie Büro- und Lagerräume runden das Projekt ab.
Ein herausragendes Merkmal dieses Projektes ist, dass der Bau grösstenteils von den Schülern selbst realisiert werden wird. Unter der fachlichen Anleitung des vor Ort tätigen Lehrpersonals, das von unserem Karibu Team aus Experten geschult wird, sammeln die Auszubildenden praktische Erfahrungen in verschiedenen Handwerksberufen. Diese Mitarbeit umfasst Maurer-, Stahlbau-, Elektro- und Schreinerarbeiten, wodurch die Lernenden nicht nur wertvolle Fähigkeiten erwerben, sondern auch aktiv zur Finanzierung des neuen Gebäudes beitragen können.